In den vergangenen Jahren häufen sich u.E. die Hinweise auf die Belastung des Grundwassers und des Trinkwassers auf per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) in verschiedenen
Gebietskörperschaften des Regionalplanungsraumes Düsseldorf.
Wir verweisen in diesem Zusammenhang auf die jüngsten vergangenen Jahresberichte und Förderprogramme zur Gefahrenermittlung und Sanierung von Altlasten 10/2025, 43/2024 und
9/2024 für die jeweiligen Sitzungen des Mobilitätsausschusses des Regionalrates.
Hier finden sich mehrfache und unterschiedliche Ausführungen zur Stadt Düsseldorf (u.a. zu diversen PFAS- bedingten Grundwassersanierungsanlagen), auf einen Grundwasserschaden im Wasserwerk Willich-Anrath, den Hinweis auf hohe PFAS-Gehalte im Einzugsbereich des Wasserwerkes Hoppbruch/Mönchengladbach sowie Verdachtsflächen-Nacherhebungen zu PFAS in Wuppertal.
In einem ergänzenden Vermerk des Landkreises Viersen vom 14.3.2023 zur Anfrage unserer Fraktion an den Ausschuss für Regionale Zusammenarbeit vom 15.3.2023 wurde z.B. auf fünf
Standorte im Kreis Viersen verwiesen, bei denen im Rahmen der Gefahrenabwehr PFAS- Belastungen bekannt wurden und bei denen u.a. Grundwasseruntersuchungen vorgenommen
wurden.
Vollständige Schadensbilder konnten bei einigen dieser Standorte zu der damaligen Zeit noch nicht angegeben werden.
Und in einer Pressemitteilung der Stadt Neuss wurde am 27.5.25 unter der Überschrift „Wasserqualität trotz PFAS sicher“ auf erhöhte PFAS-4-Werte im Trinkwasser und die Informierung u.a. der Bezirksregierung Düsseldorf verwiesen.
In benachbarten Ländern wie Frankreich geht man jüngsten Medienberichten zufolge von einer flächendeckenden Belastung des Grund- und Trinkwassers sowie der Mineralbrunnen aus (Le
Monde 24.1.2025 „L’eau potable massivement polluée aux PFAS“ mit Dutzenden von Ortsangaben auf einer Frankreich-Karte).
Zu befürchten ist, so ein WDR-Bericht vom 16.1.2025 mit dem Titel „PFAS-Verschmutzung: Beispiel Düsseldorf“, dass auf eine Stadt wie Düsseldorf Kosten in stattlicher zweistelliger
Millionenhöhe in den nächsten 15 Jahren zukommen.
Alleine für die Sanierung im Gebiet des Ortsteils Gerresheim wird – so der WDR – mit Kosten von 22 Millionen Euro kalkuliert.
Aus diesem Grunde und da die Analysemöglichkeiten von Ewigkeitschemikalien im Trink- und Grundwasser sich in den letzten Jahren stark verbessert haben, stellt unsere Fraktion folgende
Fragen an die Bezirksregierung auch in ihrer Funktion als Aufsichtsbehörde:
1.) Wurde die Bezirksregierung von den Gebietskörperschaften im Planungsraum und den im Planungsraum vertretenen wasserwirtschaftlichen Verbänden (wie Wupperverband, Bergisch-
Rheinischer Wasserverband BRW, Erftverband etc.) über die vorhandenen Untersuchungs- ergebnisse zu PFAS aus den letzten Jahren und die daraus resultierenden (Sanierungs- etc.)
Maßnahmen (offiziell) in Kenntnis gesetzt?
2.) Für welche Gebietskörperschaften liegen grundwasser- und/oder trinkwasserrelevante Ergebnisse über PFAS-Belastungen in den letzten Jahren vor? Wie lauten diese Ergebnisse?
Werden die Ergebnisse als besorgniserregend eingeschätzt? Um welche handelt es sich?
3.) War oder sind (Bereiche der) Trinkwassergewinnung und ‑versorgung in den betroffenen Gebietskörperschaften (akut) gefährdet? Welche Risikobewertung liegt hierzu vor?
4.) Welche konkreten Maßnahmen wurden ergriffen, um die Daseinsvorsorge einer sicheren und gesundheitlich unbedenklichen Versorgung mit Trinkwasser wiederher- bzw. sicherzustellen? -
Gibt es Seitens der Wasserversorger für bestimmte Regionen/Gebietskörperschaften Empfehlungen zur Nutzung des Trinkwassers für vulnerable Personengruppen (z.B. für die Zubereitung von Säuglingsnahrung)?
5.) Werden (zusätzliche) systematische und verstärkte Beprobungen des Grundwassers sowie des Trinkwassers in den (weiteren) Gebietskörperschaften des Regionalplanungsraumes durchgeführt oder angeordnet?
6.) Besteht/bestand die Möglichkeit, die verursachenden Verschmutzer oder Betriebe zu identifizieren? Falls ja, welche rechtlichen Schritte und/oder Sanierungs- bzw.
Reduktionsmaßnahmen wurden/werden eingeleitet?
7.) Ist in Phasen mit geringen Abflüssen im Abwasser oder im Fließ-bzw. Oberflächengewässern eine erhöhte Konzentration der genannten Schadstoffe zu erwarten? – Welche präventiven
Maßnahmen werden für solche Szenarien vorbereitet?
8.) In den Gebietskörperschaften wie Düsseldorf und Viersen werden/wurden umfangreiche, um nicht zu sagen flächendeckende Altlastenuntersuchungen auf PFAS durchgeführt. Geschieht
dies (oder soll dies) auch in anderen Gebietskörperschaften unseres Planungsraumes (geschehen)? Wenn ja, in welchen?
9.) Wie koordiniert die Bezirksregierung die Aktivitäten der Kommunen, der Wasserversorger und der Unternehmen zur Erfassung und Reduktion der PFAS-Belastungen?
10.) Wie erarbeitet sich die Bezirksregierung ihre Expertise zur PFAS- Problematik? Gibt es direkte Kontakte zur Europäischen Chemikalienagentur?
11.) Welche gesetzlichen Verschärfungen oder Festsetzung von Orientierungswerten wurden in Bezug auf das Grund- und Trinkwasser in den letzten Jahren erlassen oder sollen in den
kommenden Jahren verpflichtend werden? Ist es z.B. zutreffend, dass ab 2026 Versorger in Bezug auf das Trinkwasser sicherstellen müssen, dass 20 PFAS-Stoffe in der Summe den Grenzwert von 100 Nanogramm pro Liter nicht überschreiten dürfen? Wie werden diese neuen Werte kontrolliert und von wem? Von wem werden die jeweiligen Ergebnisse ausgewertet, veröffentlicht und in einen regionalen Kontext gesetzt?
12.) Welche Maßnahmen zur Gefahrenabwehr kann und muss die Bezirksregierung einleiten, wenn die PFAS-Grenzwerte oder Orientierungswerte der Trinkwasserverordnung überschritten
werden?
13.) Wie berücksichtigt die Bezirksregierung die PFAS-Problematik bei der Genehmigung von Industrieanlagen?
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